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Die Kleider unseres Kindes vom letzten Winter

Veröffentlicht am 14.09.2015

Und wieder ist es einmal so, dass ein Überblick nicht wirklich vorhanden ist, jede Erkenntnis von neuen Fragen verfolgt wird – da geht es mir sicher nicht anders als vielen. Ich bin angewiesen auf die Meldungen, Bilder und Nachrichten, die mir durch unsere Medien zur Verfügung stehen. Sie berichten von dieser Migrationsbewegung...

 ... ihren Ursachen, ihrem Ausmaß jeden Tag neue Aspekte, die Tragödien und Schicksale sind bewegend und doch kaum je zu fassen, Politiker treten auf und ab und reden und kündigen an und mahnen und loben, Konflikt-Experten warnen, alles muss schnell gehen, wir müssen handeln...

 

Ich bin emotional taumelnd wie beim Mauerfall, habe Sorgen, bin zuversichtlich,  überwältigt, skeptisch, kurzzeitig stolz, irritiert, es geht hin und her.

 

Ich will helfen und tue es. Und ich suche nach einem Engagement, was in mein Leben passt, was mich nicht überfordert, was ich auch längerfristig leisten kann. Ich habe aber auch die Befürchtung, dass unsere Gesellschaft, nach dieser ersten Euphorie des Helfens, überfordert sein könnte, dass sich Ermüdung bei den Helfern und Enttäuschung bei den Angekommenen breit machen wird. Ich hoffe deshalb, dass uns der Atem nicht ausgehen wird, aus dem hektischen Handeln ein geduldiges Dranbleiben wird.

 

Ich bin noch etwas gehemmt, offen über meine Sorgen zu sprechen.

 

Und dann wieder gibt es diese Freude an der Vorstellung, dass wir auf ungeahnte Weise über uns selbst hinaus wachsen. Hinauswachsen werden, weil wir es müssen.

 

Und dann gibt es dieses Leuchten in den Augen unseres Kindes, als ich ihr sage, dass ihre Kleider vom letzten Winter diesen Winter ein Flüchtlingskind wärmen.