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Hubschrauber

Veröffentlicht am 30.07.2013

Seit einer halben Stunde kreist ein dunkler, wahrscheinlich schwarzer Hubschrauber am Himmel, hier über die umliegenden Häuserreihen und Straßen, steht in der Luft mit dröhnendem Rotorengeräusch, dreht etwas ab, steht wieder. Vermutlich werden wir gerade von oben fotografiert, wir und die Häuser und Straßen und Bäume, oder gefilmt, erfasst jedenfalls, beobachtet, gescannt. Es ist so laut, dass ich nicht einmal hinter geschlossenen Balkontüren arbeiten kann. Es ist ein passendes Bild zu dem, was in diesem Sommer als Abhöraffäre diskutiert wird. Wir sind im Visier, zumindest sobald wir uns im digitalen Raum bewegen und dort etwas von uns preisgeben. Der russische Geheimdienst und die dortige Regierung haben inzwischen wieder auf Triumph Schreibmaschinen umgestellt, mit Durchschlägen, um ihre interne Kommunikation geheim zu halten, die Geheimhaltung zu gewährleisten. Ein Glück, dass ich das Zehnfingersystem noch gelernt habe. Ich kann jetzt also Briefe tippen und per Post verschicken, wenn ich meine Privatsphäre erhalten will. Oh nein, die Post gibt auch schon Daten weiter, wer mit wem wie oft und all so was. An wen, für was, weiß ich nicht, aber das Postgeheimnis sei auch schon ausgehöhlt. Dann sollte ich meinen Brief wohl wieder mit der Brieftaube verschicken oder einem Boten meines Vertrauens geben, der ihn an den Empfänger überbringt, und warum nicht gleich handschriftlich schreiben, das nämlich kann ich auch noch, ein Lob auf das alte Schulsystem mit der Kreidetafel und dem Füllfederhalter. Die Netzgemeinde aber, die glaubte, im digitalen Raum endgültig die Basis für Freiheit und Demokratie gelegt zu haben, die sich autonom und selbstbestimmt fühlte, ist jetzt betrogen.