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Eltern

Veröffentlicht am 03.05.2007

Alles ist Fügung, sagte meine Mutter, und dass sie deshalb keine Angst vor dem Tod habe. Im Gegensatz zu meinem Vater hat sie Halt in ihrem Glauben gefunden, eine Gelassenheit und Stärke, die sie, wie mir scheint, früher nicht hatte. Sie betet, um sich zu beruhigen und das helfe ihr, sagt sie,

sie bete das Gegrüßet seist du Maria und das Vater unser, bis sie ruhiger atmen und sich entspannen würde. Mein Vater mag da nicht mitmachen, er musste als Bub immer sonntags zur Kniesteinkapelle pilgern und den Rosenkranz beten und hatte doch schon die Woche über keine Kindheit, nur Pflichten, weil er der Älteste war. Meine Mutter weiß nicht, wohin seine Mutter einmal eine Wallfahrt gemacht, damals, als es im Schuppen gegeistert hat. Vielleicht war das Altötting gewesen oder Einsiedeln in der Schweiz, sicher nicht Fatima in Portugal oder Lourdes, das wäre zu weit gewesen. In Einsiedeln hätte der Bruder Klaus als Einsiedler gelebt, nur von einer Hostie am Tag, sonst hätte er nichts mehr gegessen. Er hatte auch eine Familie, die sei versorgt gewesen, als er sich zurückgezogen habe. Altötting wäre von Rom anerkannt wie auch Lourdes und Fatima, aber der Wallfahrtsort in Bosnien, an dem fünf Kindern in den achtziger Jahren die Maria erschienen sein soll, der wäre noch nicht anerkannt. Es gäbe jetzt wohl auch ein Buch von dem Journalisten, der den ehemaligen Pabst immer begleitet habe, der habe geschrieben, dass nichts Wahres dran sei. Aber sie könne sich das gar nicht vorstellen, ihr hätte es jedenfalls geholfen, dort gewesen zu sein. Eine Anna, die auch irgendwo aus diesem alten Jugoslawien und furchtbar krank gewesen sei, sei einmal dort hingepilgert und hätte verkündet bekommen, dass sie andere Leute an diesen Pilgerort bringen soll, was sie, nachdem es ihr wieder besser ging, auch getan habe. Sie wäre mit einem Messner aus Oberkirch verheiratet gewesen und habe diese Pilgerfahrten bis zu ihrem Krebstod immer organisiert. So eine Fahrt habe 100 Euro und das Essen vor Ort noch einmal 100 Euro gekostet. Man sei mit dem Bus gefahren und auf der ganzen Fahrt wäre der Rosenkranz gebetet worden, dann seien da ab um fünf bis um neun Gebete und eine Messe und Segnungen gewesen und am anderen Morgen ging es früh um fünf einen steinigen Berg hinauf bis zu dem Ort, an dem die Maria den Kindern erschienen war. Eine Marienstatue aus weißem Marmor stünde da jetzt und viele Votivtafeln gäbe es und noch niemand hätte sich da einen Fuß verstaucht, obwohl der Berg so steinig und beschwerlich zu erklimmen sei. Es gäbe eine Jakobskirche unten und man habe verschiedenste Heime gebaut, für Kinder, für Alte und für gestrandete Jugendliche, die jeden Tag den Rosenkranz beten und im Garten arbeiten würden, bis ihre Seele wieder gesund sei. Viele Souvenirstände gäbe es, wo man etwas kaufen solle, das Geld würde den Heimen und der gesamten Anlage zukommen. Es gäbe auch einen Pfarrer, zu dem die Kinder damals gekommen sein sollen und von ihrer Erscheinung erzählt haben. Damals habe der das nicht geglaubt, aber dann sei er von den Kommunisten ins Gefängnis gesteckt worden und der Wächter würde bezeugen, dass er seine Zelle abgeschlossen habe, aber der Pfarrer konnte fliehen. Er hätte die Erscheinungen der Kinder anerkannt und sei später ein Heilspfarrer geworden, der seither mit Hand auflegen heilen kann.

Ich erzählte ihr von einem Berg, auf dem ein Heiligtum von Buddha steht, eine Pagode, zu der die Buddhisten hinaufsteigen und dann dreitausend Verbeugungen davor machen. Da fiel ihr ein, dass es in Freiburg ein tibetanisches Zentrum gäbe, in dem man auch Heilungen vornehmen würde. Der dortige Arzt würde nur den Arm und das Handgelenk des Patienten studieren und ihm dann sagen, was er habe. Einer Frau, die meine Mutter kennt, habe er gesagt, dass sie Brustkrebs habe, was stimmte und sie nahm von den Heilkräutern, die vom Fuße des Himalaya stammen, einiges mit und wie sie, nach ihrer Brustkrebsbehandlung zur Nachuntersuchung ging, war der Arzt der Schulmedizin erstaunt, so etwas hätte er noch nie gesehen, wie gut ihre Werte seien. Es gibt einiges auf dieser Welt, das man nicht mit der Vernunft begreifen kann, betont meine Mutter.