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Debatten

Veröffentlicht am 20.06.2007

Im Bundestag wird vergeblich über die Einführung eines Mindestlohnes diskutiert und in meinem Umfeld erfahre ich von Leuten, die kaum über die Runden kommen.

A, die allein erziehende Mutter ist und ganztags als Sprachlehrerin arbeitet, die etwas um die 1600 Euro netto verdient und der das Geld schon Mitte des Monats ausgegangen ist. Seit Januar, sagt sie, sei es so, sie wisse auch nicht warum. Sie nimmt jetzt immer Plastikdosen mit vorgekochtem Essen mit in die Schule, Nudeln mit Brokkoli oder Pellkartoffeln mit Quark, sie muss sparen, sagt sie und vielleicht sogar bald schon einen Nebenjob anfangen, so weit sei es inzwischen schon, vielleicht würde sie noch babysitten oder in einer Bar arbeiten, ich schlage ihr Lektorate oder Übersetzungen vor. Ich wünsche ihr was Besseres, Lukrativeres und insgesamt eine bessere Anstellung als das, was sie jetzt gerade hat, sie hätte es verdient, sie ist so eine vermittelnde, lebendige und begabte Person, warum schuftet sie wie eine Blöde und kriegt am Ende nicht einmal genug Geld, um entspannt davon leben zu können? Sie unterrichtet junge Studenten, dreißig Stunden die Woche, organisiert die Kultur an der Schule und hat ein Kind alleine durchgebracht. Dann treffe ich S aus unserem Haus und sie erzählt mir, dass sie eine Putzstelle bei einer Frau angenommen hat, die ein schwerstbehindertes Kind hat und mit einem zweiten schwanger ist und ihren Haushalt nicht mehr schafft. S hat schon viel soziale Arbeit gemacht, ist auch allein erziehend und hat sich ihr Fachabitur, das sie gerade nachgemacht hat, mit Babysitten und derlei Jobs finanziert. Es ist mir peinlich, dass ich ihre Probleme momentan überhaupt nicht mehr habe.