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Besitz

Veröffentlicht am 16.07.2011

Jemand, der nichts oder nur das absolut Lebensnotwendigste besitzt, wird wahrscheinlich danach streben dieses Wenige behalten zu wollen, weil er es zum Überleben braucht oder er wird danach streben mehr zu besitzen, weil er sich vorstellt, dass es ihm dann besser gehen würde, dass er zufriedener und glücklicher wäre.

Jemand, der mehr besitzt, als zu seinem Leben unbedingt notwendig ist, der sich diesen Besitz aber mit der Kraft seiner Lebensjahre erworben hat oder der für diesen Besitz weiterhin hohe Kreditraten bezahlen muss, der wird vielleicht zufrieden sein, vielleicht aber auch nicht, die Zufriedenheit wird nicht proportional zu dem Mehr an Besitz, was er sich erworben hat, angestiegen sein. Er wird, wenn er das Zehnfache als der Erstgenannte besitzt, nicht zehn Mal so zufrieden sein. Er wird vielleicht sogar weniger zufrieden sein, weil er sich für viele Jahre die Verpflichtung aufgebürdet hat, Kreditraten dafür zu bezahlen, was ihm das Gefühl gibt, für den Rest seines Lebens ein Gefangener seiner erfüllten Wünsche zu sein.

Besitz hat immer etwas mit Angst zu tun. Bevor man etwas besitzt, hat man Angst es nicht zu besitzen, hat man es, hat man Angst es zu verlieren, die zweite Angst ist wesentlich größer als die erste. Kaufe ich mir eine alte Schrottkiste, fahre ich gelassener, kaufe ich mir auf Pump einen hochklassigen Neuwagen, schwitze ich beim Einparken und kriege einen Herzstillstand, wenn ein Besoffener mit seinem Schlüssel in den Lack geritzt hat. Manche sind die Sklaven ihrer neuen Wohnungen und Häuser, deren Unversehrtheit, deren Erhalt, deren Glanz und Wertsteigerung ihr ganzes Augenmerk einfordert. Eine beliebige Mietwohnung bewohnt man entspannt, man schlägt Nägel in die Wände und geht mit den Schuhen hinein, es sei denn, man will weniger putzen. Man feiert Partys darin, man lässt sein Kind auf den Wänden malen, ein normales Maß an Abnutzung ist einem laut Mietvertrag ja erlaubt. Gehört einem die Wohnung, sieht es anders aus. Man betritt sie nur mit Filzpantoffeln, das Kind wird angeschrieen, wenn es seinen Stift auch nur in die Nähe einer Wand bringt, Partys finden barfuß oder lieber gar nicht mehr statt, man hat helle Teppichböden, eine hochglänzende Küchenzeile, Parkettböden, alles muss gepflegt und geschützt werden, die Wohnung und deren Ausstattung war ja nicht billig und man weiß ja nie, wann man sie wieder gewinnbringend verkaufen muss. Man bewohnt einen Käfig, aber mit vergoldeten Gittern.